SCHÄTZE (IV/2010)

Eine Freundin bekam zu ihrem Geburtstag eine Schatzkiste geschenkt. Als sie sie öffnete, war sie erstaunt: Sie war leer. „Sie ist für Erinnerungen an Schönes gedacht, was du erlebst. Was dich glücklich macht oder dir gut tut. Oder für schöne Dinge, die dein Leben bereichern“, sagte die Frau, die sie ihr geschenkt hatte. Die Schatzkiste füllt sich nun: mit einer Muschel aus dem Urlaub, mit einem Buch, das ihr gut gefallen hatte, einem Brief, der ihr viel bedeutete.

Viele andere Dinge haben inzwischen in der Schatzkiste einen Platz gefunden. „Wenn ich einen schweren Tag hatte, dann schaue ich abends oft hinein“, sagt sie. „Die Erinnerung an das Gute, an die Schätze in meinem Leben gibt mir Kraft und macht mich ein bisschen fröhlicher“.

Ich finde das eine tolle Idee. Wie leicht verfliegen schöne Erlebnisse. Wie schnell gerät das Schöne, das ich erlebt habe, in einer schweren Zeit aus dem Blick. Wer sich daran erinnern kann: Es gibt nicht nur die harten Zeiten, nein, ich habe auch viel Gutes erlebt, der trägt einen Schatz in sich, den er heben und von dem er zehren kann. So eine Schatzkiste kann mich daran erinnern, immer wieder. Wenn wir in unserer Kirche am Erntedankfest unseren Altarraum festlich schmücken, dann ist das so ähnlich, als füllten wir eine Schatzkiste. Wir erinnern uns an das, was wir in diesem Jahr ernten konnten. Kartoffeln und Getreide, Äpfel und Birnen, Sonnenblumen und Astern – wenn auch unter nicht immer einfachen Bedingungen. Viel Arbeit steckt darin. Und doch können wir nicht allein für eine gute Ernte sorgen. Gott hat seinen Segen darauf geträufelt, damit wachsen konnte, was Menschen gesät haben. Er hat uns reich beschenkt. Und dafür danken wir ihm an diesem Tag.

Mich an das Gute erinnern, dankbar dafür sein, das will ich immer wieder versuchen. Am Erntedankfest und an den anderen Tagen meines Lebens. Es rückt schwere Zeiten in ein anderes Licht und gibt mir Kraft, sie zu überstehen. Es macht mich zufrieden, ja manchmal sogar glücklich. Und ich nehme die Welt anders wahr. So hebe ich den Schatz meines Lebens und zehre davon. Bestimmt hat das auch der Beter des 103. Psalm gewusst, wenn er sagt: „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!“ Offene Sinne für das Gute und Schöne in Ihrem Leben wünscht Ihnen 

Ihr Sebastian Beutel

Bewahren bringt Zukunft (IV/2010)

Ganz im Zeichen unserer diesjährigen Glockenweihe sollte der Tag des Denkmals in Kirche und Kirchturm stehen. Eine kleine Sonderausstellung mit Fotos über die Arbeiten an unserem Geläut war im Turm zu sehen. Von der Demontage der alten Anlage, über den Guss der neuen Glocke, bis hin zur Glockenweihe und der feierlichen Wiederinbetriebnahme des Geläuts am Sonntag nach Ostern konnte man sich an Hand verschiedener Fotografien informieren. Gudrun Berndt hatte dazu Bilder mehrerer Fotografen zusammengestellt und mit kleinen Erläuterungen versehen. In der Kirche lief ein Film über die Glockenweihe von Helmut Schink, der ihn unserem Heimatmuseum für diesen Tag zur Verfügung stellte. Auch für eine Tasse Kaffe war gesorgt. 

Als Schmankerl sollten erstmals Funde aus der Jungsteinzeit im Museum gezeigt werden. Im August 1971 wurden bei Melorationsarbeiten in der Langelschen Feldflur Reste einer jungsteinzeitlichen Steinkiste gefunden. Es handelte sich um das Grab eines jungen Mannes aus der Zeit um etwa 3000 v. Chr. 

Zwei aus Scherben rekonstruierte Gefäße sind aus dem Landesamt für Denkmalpflege, dank der Familie Giesecke zu uns gelangt und haben ihren Platz im Museum gefunden. 

Doch weder die Glockenweihe, noch die „Jungsteinzeit“ schafften es an diesem Tag, wirklich in den Mittelpunkt zu treten.

Unser Landrat Dr. Michael Ermrich zeigte sich pünktlich 14 Uhr, zu Beginn des diesjährigen Denkmaltages, vor der Tür des Heimatmuseums. Was für eine Überraschung! Gemeinsam mit Nordharzbürgermeisterin Hannelore Striewski, Ortsbürgermeister Bernd Waßmus und den ersten Gästen wurde die Ankunft von Gudrun Berndt erwartet, die das Museum seit 11 Jahren betreut. Eigentlich wollte sie ja etwas später kommen, denn die Vorbereitung hatte sie, auf Grund eines Kuraufenthalts, in andere Hände gelegt. Etwas stutzig war sie schon über die vor dem Museum befindliche Menschenansammlung, die, auch wenn sie es nicht vermutete, ihr galt.

Nach einer kurzen Ansprache verlieh Landrat Dr. Ermrich im Auftrag unseres Ministerpräsidenten Wolfgang Böhmer Gudrun Berndt für ihre langjährige ehrenamtliche Tätigkeit die „Ehrennadel des Landes Sachsen-Anhalt“. Würdigende Worte für ihr Engagement als Ortschronistin und Museumsleiterin fanden auch Bürgermeisterin Hannelore Striewski und Ortsbürgermeister Bernd Waßmus.

Der Mittelpunkt der diesjährigen Veranstaltung zum Tag des offenen Denkmals war somit auch geklärt: Gudrun Berndt, die nach vielen Jahren ihres Wirkens erstmals dafür ausgezeichnet wurde.

Als Kirchengemeinde sind wir immer wieder dankbar für die Zusammenarbeit mit Gudrun Berndt, die mit der Tür zum Museum, auch unsere Kirchentür für Gäste öffnet. Das gute Verhältnis von Kirchen- und Ortsgemeinde ist ein wichtiger Eckstein für das Leben in unserem Ort. Möge es allzeit so bleiben!

Hendrik Finger