Liebe Leserinnen und Leser!
Bilder eines Sommers: An einem weiten Sandstrand die Spuren von Menschen, die ihre Abdrücke im Sand hinterlassen. Große Füße, kleine Füße, weit ausholende Schritte von Erwachsenen und daneben kleinere und kürzere Kinderspuren. Wie lange Nähte ziehen sich die Markierungen menschlicher Schritte entlang der Wasserkante. Manche Spuren verschwinden in der Brandung, andere verlieren sich zwischen den Dünen. Noch andere kommen dazu: Die feinen Tritte von Tieren, die Trippelschrittchen der Möwen und Strandläufer, die aufgeworfenen Spiralen der Wattwürmer, die Abdrücke tapsiger Hundepfoten… Spuren – wer sie lesen kann, weiß: was wir im Sand wahrnehmen, ist Eindruck und Abdruck von jemandem, der eben noch an Ort und Stelle war, aber in diesem Moment schon anderswo weilt. Niemand würde daran zweifeln, dass Mensch oder Lebewesen tatsächlich existieren, die ihre Abdrücke hinterlassen haben. Es sind die Spuren, die ihre Gegenwart bezeugen, auch wenn sie selbst schon weitergezogen sind. Mit Gott ist es ähnlich. Auch er hat seine Spuren in dieser Welt hinterlassen. Wir können lernen, sie zu lesen. Wir können unsere Aufmerksamkeit schulen für die Zeichen und Andeutungen seiner Gegenwart. Und wenn uns etwas im Leben fehlt, wenn die nackten Tatsachen das einzige sind, was noch gilt, wenn es keinen Glauben gibt an etwas anderes als das, was wir vor Augen haben – dann lass uns nach den Spuren Gottes in der Welt schauen. Und wir werden vielleicht feststellen: Unser ganzes Leben mit seinen kleinen und großen Wundern trägt die Spuren des Schöpfers an sich. Manchmal fast unbemerkt, manchmal offensichtlicher als wir es glauben…
Ich wünsche Ihnen eine beglückende und ertragreiche Spurenlese in diesem Sommer, wo auch immer Sie ihn verbringen.
Ihre Pfarrerin R. Arendt-Wolff