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Auf ein Wort (III/2012)

Liebe Gemeindeglieder!

Du kannst nie tiefer fallen als in Gottes Hand“. Manchmal ist dieser Satz eine fromme Floskel, manchmal von tiefer innerer Erfahrung geprägt. In verschiedenen Liedern ist er verarbeitet.

„Du kannst nie tiefer fallen als in Gottes Hand“ – gelegentlich wird das einfach so dahingesagt. Und der, der einen anderen damit trösten will, der weiß vielleicht gar nicht, wie tief sein Gesprächspartner gefallen ist, wie es wirklich in ihm aussieht. Margot Käßmann hat diesen Satz für sich in Anspruch genommen, als Sie damals vom Bischofsamt und vom Amt der EKD-Ratsvorsitzenden zurück

getreten ist. Ihr nehme ich diesen Satz als tiefgehende Erfahrung ab. „Du kannst nie tiefer fallen ….“ – Wir waren Mitte Juni mit einer Konfirmandengruppe im Erlebniswald in Ilsenburg. Dort gibt es im Ilsetal im Wald verschiedene Kletterstrecken zwischen Bäumen. Mal ist man nur 1,50 Meter über dem Erdboden, mal 6 Meter hoch. Immer durch Seile gesichert gilt es, unterschiedlich schwierige Strecken

zu bewältigen. Und zwischendurch sind bestimmte Abschnitte nur an einer Seilrolle zu überbrücken.

Mut ist hier gefragt und Kraft. Vertrauen ebenso. Und immer die Frage im Hinterkopf: Traue ich mir das zu oder nicht? Nicht alle Konfirmanden haben alle Strecken komplett bewältigt. Einige mussten sich „retten“ lassen, weil sie sich nicht mehr weitergetraut haben. Auch das ist eine gute Erfahrung: erkennen, wo die eigenen Grenzen liegen und dann lieber einen Versuch abbrechen, als die eigenen Grenzen nicht anzunehmen. Alle Konfirmanden haben an irgendeiner Stelle so einen Seilrollen-

Abschnitt bewältigt. Man steht auf einem Baum auf einer Plattform und hängt seine Seilrolle in einen Draht ein. Und dann heißt es: loslassen. Nichts mehr unter den Füßen, was Halt gibt. Die Hände halten sich fest an dem Gurt, mit dem man gesichert ist. Und dann die Erfahrung: Du überwindest dich, lässt dich fallen – und es geht gut. Für mich war es eine besondere Erfahrung, diese Aussage: „Du kannst

nie tiefer fallen ….“ im übertragenen Sinne zu erleben. Immer braucht es dies: Mut, das Ungewohnte anzugehen; Zuversicht, Kraft und Vertrauen.

„Du kannst nicht tiefer fallen als in Gottes Hand“. 

Das größte an diesem Satz ist es, wenn aus dem „Du“ am Beginn ein „Ich kann nicht tiefer fallen als in Gottes Hand“ wird.

Ihr Sebastian Beutel

Fleißig auf die Ferien zu (III/2012)

Spät beginnen in diesem Jahr in unserem Bundesland die Sommerferien. Die Sehnsucht danach wächst bei manchen täglich. Unsere Kinder können die Ferien kaum erwarten. Im Mai gab es schon einen wunderschönen Frühsommer, wenn auch etwas zu trocken. Viele von uns freuen sich auf ein paar freie Tage mit möglichst schönem Urlaubswetter. Bevor es dann so richtig losgeht mit der

Urlaubszeit, wollen wir beginnen, unsere Kirche weiter zu sanieren. In den nächsten Jahren werden wir, Stück für Stück, die aufgehenden Fugen im Außenbereich des Mauerwerks wieder schließen.

Begonnen wird in diesem Jahr an der Südseite des Chores. Der alte Mörtel in den aufgehenden Fugen soll – so tief wie es geht – herausgenommen und mit einem Gipsmörtel ersetzt werden. Für die Arbeiten in kleinen Schritten konnten wir eine Firma aus Quedlinburg gewinnen, die sich auf das Verarbeiten

von Gipsmörtel spezialisiert hat. Trifft die Genehmigung der Denkmalpflege rechtzeitig ein, starten wir Anfang Juli die Baumaßnahme. In den nächsten Jahren wollen wir abschnittsweise diese Maßnahme fortsetzen. Nach und nach werden wir so die offenen Fugen schließen, damit das Eindringen von Wasser erschweren und die Außenhaut des Mauerwerks stabilisieren. Möge es uns gelingen!

Im Pfarrhaus sind wir gerade mit der Sanierung der Fußböden im unteren Wohnbereich beschäftigt. Wenn dies geschehen ist kann die Wohnung wieder vermietet werden. Wir als Familie Finger werden die Wohnung, zumindest vorübergehend, dazu mieten. Herzlichen Dank von meiner Seite an den

Gemeindekirchenrat, der dies durch seinen Beschluss ermöglicht hat. In unserer Kirchengemeinde steuern wir also mit baulichem Fleiß auf die Sommerferien zu. Das Unterrichtsjahr für unsere Christenlehrekinder und Konfirmanden hat seinen Höhepunkt und sein vorzeitiges Ende mit dem

Gemeindefest am Sonntag dem 1. Juli. Da unser Pfarrer Sebastian Beutel in der ersten Julihälfte zu einer Fortbildung fährt, haben wir uns für diese Lösung entschieden. Die Kinder dürfen dann diese unterrichtsfreie Zeit nutzen und Gottes Schöpfung spüren, vielleicht beim Baden im kühlen Nass.

Ich wünsche uns allen einen friedlichen Sommer mit schönem Wetter, genügend Freiraum zur Erholung und der Möglichkeit zum Kraft auftanken. Alle die sich auf eine Reise begeben, mögen auf dieser behütet sein und gesund wieder heimkehren.

Hendrik Finger

Abschied nach zwanzig gemeinsamen Jahren (II/2012)

Im Januar vor zwanzig Jahren zogen Elisabeth und Gottfried Treblin als Pfarrfamilie im Ruhestand in unser Langelner Pfarrhaus. Mit zunehmendem Alter und abnehmender Gesundheit wurde es in den letzten Wochen beschwerlich für die beiden, weiter in diesem alten Haus zu wohnen. Es hat sie in eine ihrer Situation besser angepasste Wohnung nach Halberstadt fortgezogen.

Anfang der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde das Langelner Pfarrhaus in einen Wohnsitz für Pfarrer im Ruhestand umgewandelt.

Mit der Familie Seeger bezogen die ersten Ruheständler das Pfarrhaus und weckten Haus und Garten aus einem tiefen Dornröschenschlaf.

Als Ruhestandspfarrhaus war es dann vorbei mit der Ruhe im Haus, denn auch durch die Gemeinde ging das Wiedererwachen. Es begann sich neues Gemeindeleben in und um das alte Pfarrhaus zu entwickeln. Mit der Verlegung des Gemeinderaums ins Haus bildete sich ein Kristallisationspunkt gemeindlichen Lebens, und die Bewohner des Pfarrhauses wurden zu einem Geschenk für unsere Gemeinde. Ziemlich zu Beginn des Jahres 1992 kam mit Familie Treblin wiederum ein solches Geschenk zu uns. Zwanzig Jahre blieb dieses Geschenk unserer Gemeinde erhalten. Geprägt war das Ruhestandsleben Ehepaar Treblins vom Dienst an der Gemeinde. Vieles wäre jetzt aufzuzählen, was mit dem Wirken von Treblins in unserer Gemeinde zusammenhängt. Zwanzig Jahre Ruhestand in Langeln waren zwanzig Jahre Dienst in allen Bereichen unseres Gemeindelebens.

Als Gemeinde können wir einfach nur Danke sagen:

Liebe Treblins!

Seit 1992 wart Ihr Glieder unserer Gemeinde – und was für welche! 

Beweglich und mit wachem Geist gelang es Euch, in unserer Gemeinde Fuß zu fassen und auf SEINEN Wegen zu wandeln. Als Ruheständler habt Ihr Euren Auftrag fortgesetzt und mit all Eurem Tun das Evangelium in unserer Gemeinde verkündet.

Ob sichtbar oder im Hintergrund, ob beim Bau der Gemeinde oder beim Bau an unseren Gebäuden, Ihr wart nicht nur Mitstreiter, sondern habt Euch der Sache von Herzen angenommen. In vielen, auch schweren Situationen einzelner Gemeindeglieder wart Ihr Ansprechpartner, guter Zuhörer und konntet auf die Probleme anderer eingehen.

Im Namen der Gemeinde möchte ich mich hier so offen im Gemeindebrief bei Euch bedanken. Ich hoffe Ihr habt Euch in unserer Gemeinde und unserem Ort wohl gefühlt.

Danke für alles – wir werden Euch vermissen!

Hendrik Finger

Auf ein Wort (II/2012)

Liebe Gemeindeglieder!

„Ein Ende ist immer ein Anfang“ So lautet der Titel eines kleinen Buches, das vor mir liegt. Ich habe es vor Jahren von einer Studienkollegin geschenkt bekommen. Es berichtet über die Lebensgeschichten von Frauen in der sog. Wendezeit. Zwei Dinge machen es für mich zu einem besonderen Buch: Ich verbinde es mit einer vertrauten Person. Und: der Titel des Buches ist mir so eingängig, dass er mir von Zeit zu Zeit in den Sinn kommt – gerade wenn es Situationen gibt, die diese Worte beschreiben: „Ein Ende ist immer ein Anfang.“ Dieser Satz macht mir Mut, weil er den Blick nicht nur zurück, sondern auch nach vorne richtet. Ein Ende ist immer ein Anfang – das gilt

auf ganz unterschiedlichen Ebenen: Bei einem Arbeits- oder Schulwechsel, wenn die Kinder ausziehen ….. Manchmal nehmen wir Abschied von Menschen, weil sie oder wir wegziehen. Vertrautes geht zu Ende – das macht (zu recht) wehmütig. Aber auch hier gilt: Ein Ende ist immer ein Anfang – für den, der wegzieht ganz offensichtlich; für den, der zurückbleibt, wohl auch, wenngleich nicht ganz so offensichtlich. Und vielleicht (das heißt: im besten Fall) ergibt sich eine andere, ganz neue Beziehung

zwischen denen, die wegziehen und denen, die bleiben. Karfreitag und Ostern steht „vor der Tür“. Und auch hier gilt: Ein Ende ist immer ein Anfang – Gott sei Dank! Was Ostern bedeutet, fasst eine Begebenheit für mich in Worte: Die Großmutter ist gestorben. Ihr Enkel Luca, 5 Jahre alt, wohnte mit ihr in einem Haus. Er hatte in den letzten Monaten mitbekommen, wie krank Oma geworden war. Immer ging er zu ihr, erzählte ihr, was es in seinem Leben alles Wichtiges gegeben hatte. Er besuchte sie auch noch, als sie schon ans Bett gefesselt war. Jeden Tag ein „Tschüss, Oma“, wenn er zum Kindergarten ging. Und ein „Hallo, Oma!“, wenn er wieder heimkam.

So auch an dem Tag, an dem Oma starb. Bevor er zum Kindergarten ging, durfte

er noch einmal zu seiner toten Oma hinein. Ein letztes Mal: „Tschüss, Oma.“

Im Laufe des Tages holte der Bestatter die Verstorbene ab. Als Luca wieder heimkam, schaute er – wie gewohnt – bei Oma ins Zimmer. Aber Oma war weg. Seine Eltern erwarteten nun, dass ihr Kleiner in Tränen ausbrechen würde. Aber Luca sagte nur: „Ach ja. Oma kann ja gar nicht da sein. Sie ist ja tot. Sie ist doch jetzt im Himmel.“ „Ein Ende ist immer ein Anfang.“ Ich wünsche Ihnen – zu Ostern und im Leben überhaupt: dass Sie diese Worte begleiten und stärken mögen.

Ihr Sebastian Beutel

Zwischen den Jahren (I/2012)

Im Gegensatz zu den Jahren 2009 und 2010 verlief das nun vergangene Jahr etwas ruhiger, was das Bauen in unserer Kirchengemeinde betraf. Am Kirchenschiff konnten wir Dachrinnen anbringen, um die weitere Schädigung des Mauerwerkes zu bremsen. Vielleicht gelingt es uns 2012, die ersten der aufgegangen Fugen zu schließen, um auch da die Schäden einzugrenzen.

Im Gemeindeleben gab es auch im Jahr 2011 viele Höhepunkte. Neben den Gottesdiensten, dem Gemeindefest und drei wunderschönen Konzerten, bleiben der Mühlentag und der Tag des Denkmals in Erinnerung, die wir in Museum und Kirche begehen konnten. Mögen wir auch im neuen Jahr viele Höhepunkte erleben und schöne Sonntagsgottesdienste miteinander feiern.

Zwei neue Schaukästen haben ihren Platz gefunden, ein kleiner steht an der Einfahrt zum Pfarrgarten und weist auf die nächsten Veranstaltungen hin. Ein etwas größerer steht am Nordeingang unserer Kirche. Seine Aufgabe ist es über unsere Marienkirche und ihre Geschichte zu informieren. Natürlich fehlt nicht der Hinweis auf die nächsten Veranstaltungen in ihrem Innern.

Jetzt wollen wir unserer Kirche aber ihre verdiente Winterruhe gönnen und den Gemeinderaum für die Gottesdienste nutzen. Ab Karfreitag ist dann wieder der Gottesdienst in der Kirche. Mit dem 13. Mai steht auch schon der Termin des Frühlingskonzertes fest und am 1. Juli wollen wir unser Gemeindefest feiern.

Ein ganz besonderer Dank gilt allen, die im zurückliegenden Jahr in der Gemeinde tätig waren, bei der Gestaltung der Gottesdienste und Feste, bei der Vorbereitung und Aufführung von Konzerten, beim Sammeln während der Straßensammlung, beim Austragen von Gemeindebriefen, beim Besuch von alten und kranken Menschen oder Geburtstagskindern, bei der Arbeit mit unseren Kindern und Jugendlichen, in den einzelnen Gemeindekreisen und sicher kann noch Vieles genannt werden.

Ich freue mich schon auf die Zusammenarbeit in den vor uns liegenden Monaten.

Das vergangene Jahr war auch gezeichnet von vielen Abschieden, von Schmerz und Trauer. In unserer Kirchengemeinde sind im Kirchenjahr, das mit dem Ewigkeitssonntag endet, elf Gemeindeglieder verstorben, einige mussten aus Alters- und Krankheitsgründen ihre Wohnung in Langeln aufgeben und in eine ihnen passendere Wohnform wechseln. In Gedanken und Gebeten haben wir alle begleitet, die Abschied von einem lieben Menschen oder der geliebten Heimat nehmen mussten.

Welche Wege im neuen Jahr vor uns liegen, wissen wir nicht. Ich wünsche uns, dass sie gesegnet sind, dass uns Gottes Friede und Gottes Liebe begleiten.

Hendrik Finger

AUF EIN WORT (I/2012)

Liebe Gemeindeglieder!

Freuen Sie sich auf 2012? Ich kann die Frage für mich mit „Ja“ beantworten. Es gibt vieles, auf das ich mich freue im kommenden Jahr:

Das Jahr beginnt für mich mit ein paar Tagen Winterurlaub im Zittauer Gebirge. Ein größeres Vorhaben in der Familie ist im zurückliegenden Jahr nicht zu Stande gekommen; nun nehmen wir für 2012 einen neuen Anlauf, darauf freue ich mich. Neue Kollegen in unserem Kirchenkreis wird mir das kommende Jahr bringen: unbesetzte Pfarrstellen in Wernigerode und Halberstadt können wieder besetzt werden; ich bin schon gespannt auf die „Neuen“ …

Ich weiß aber auch, dass nicht alle die Frage: Freuen Sie sich auf 2012? mit „Ja“ beantworten werden. Da gibt es Menschen, die sagen: „Ich weiß noch nicht so genau, was mir das Jahr 2012 bringen wird.“ Und es gibt diejenigen, für die das Jahr mit vielen Schwierigkeiten und Ungewissheiten beginnt, so dass sich keine (Vor-)Freude auf das Jahr einstellen kann.

Uns allen (den Zuversichtlichen, den Fragenden, den Angefochtenen) sei auf dem Weg ins neue Jahr ein Satz der Bibel mitgegeben. Es ist die „Losung“ für den 1. Januar 2012. Dieser ausgeloste Bibelvers für den Neujahrstag lautet:

Die Furcht des Herrn wird Zions Schatz sein. (Lutherbibel). In einer neueren Bibelübersetzung heißt es: Ihr Einwohner von Jerusalem, euer größter Schatz aber wird die Ehrfurcht vor dem Herrn sein.

Die modernere Übersetzung ist verständlicher, man weiß sofort, was mit „Zion“ gemeint ist, nämlich die Einwohner von Jerusalem; und auch, dass die „Furcht“ nichts ist, wovor man Angst haben müßte, sondern „Ehrfurcht“ meint, wird schnell deutlich. Die Lutherübersetzung mag ich, weil sie so kurz und prägnant ist.

Schätze, die uns im neuen Jahr begegnen, werden also keineswegs nur materielle Dinge sein. Auch Gesundheit kann ein Schatz sein – aber eben nicht der einzige. „Die Ehrfurcht vor dem Herrn“ kann auch zu einem Schatz werden, nicht nur für die Einwohner von Jerusalem – sondern auch für uns hier in Langeln.

Lassen Sie sich einladen, in der kommenden Zeit auch nach diesem Schatz zu suchen: gemeinsam mit anderen in unserer Kirchengemeinde oder allein vielleicht bei Lesen der „Losungen“. Denn „euer … Schatz … wird die Ehrfurcht vor dem Herrn sein.“

Ihr Sebastian Beutel

Mit Volldampf in den Herbst (IV/2011)

Hat sich auch der Sommer unerwartet als verregnet erwiesen, bleibt uns nur die Hoffnung auf einen schönen Herbst. Der geistliche Auftakt dazu war unsere diesjährige Jubelkonfirmation am Sonntag, dem 4. September. In den Herrnhuter Losungen wird für jeden Tag ein Bibelvers aus dem Alten Testament ausgelost, der die Menschen, die das mögen, den Tag über begleiten soll. Dazu wird ein sogenannter Lehrtext aus dem Neuen Testament ausgewählt. Dieser stammte für den 4. September aus dem Matthäusevangelium im 18. Kapitel, indem Christus u.a. spricht: „Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.“ Christus braucht keine großen Massenveranstaltungen, um unter uns zu sein. Auch im Kleinen, im Alltäglichen will er bei uns, in unseren Familien mit uns sein. Doch Freude ist im Himmel auch über eine gut gefüllte Kirche, wie bei unserer Jubelkonfirmation. Einen wunderschönen Gottesdienst konnten Jubilare und Gemeinde miteinander feiern. Jubelkonfirmand Walter Reißner brachte ein kleines Orchester aus seiner jetzigen Heimat mit, das gemeinsam mit unserem Chor und Herrn Damm an der Orgel für die musikalische Gestaltung sorgte. 

Am zweiten Sonntag im September öffneten die Pforten von Turm und Kirche wie gewohnt zum Tag des offenen Denkmals. In diesem Jahr sollten dabei die Kinder im Vordergrund stehen. Ausgestellt wurden Bilder von Schülern der Langelner Grundschule, die sich ein Motiv aus dem Ort wählten, sowie Arbeiten zu einem Forschungsprojekt: Schule in früheren Zeiten. Unser Strickkreis zeigte sehr hübsche, für Kinder gefertigte Stricksachen. Zu jeder vollen und halben Stunde ließen Kinder ein kurzes Orgelstück erklingen. Wer wollte, war zur Kaffeetafel geladen und konnte sich den hausbackenen Kuchen schmecken lassen. Der Museumsleiterin Gudrun Berndt und ihren Mitstreiterinnen ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle.

Mit dem Gemeindefest geht es dann gleich am darauffolgenden Sonntag weiter. Wenn dieser Gemeindebrief erscheint, liegt es bereits hinter uns und ich hoffe allen Teilnehmenden zur Freude. Am 2. Oktober feiern wir Erntedankfest und begehen damit einen wunderbaren Höhepunkt in unserem Kirchenjahr. Wir leben in einer Zeit, in der vieles so selbstverständlich geworden ist. Echte Sorgen um Nahrung und Kleidung gibt es bei uns fast nicht mehr. Erntedank ist eine gute Gelegenheit, sich mal wieder darauf zu besinnen, wie gut es uns geht und dankbar zu sein für all das, was uns im Leben geschenkt ist.

Im November werden die Tage kürzer und dunkler und unser Kirchenjahr endet mit dem Ewigkeitssonntag. Für viele aus unserer Gemeinde ist dieses Jahr und sind die Tage darüber hinaus mit einer Zeit der Trauer verbunden, da sie einen lieben Menschen verloren haben. Im Gottesdienst am Ewigkeitssonntag wollen wir an die Verstorbenen denken und uns von der christlichen Auferstehungshoffnung leiten lassen. Mit dem Advent beginnt das neue Kirchenjahr und das Licht kommt wieder in unsere Welt. Symbolisch wird es von Woche zu Woche mehr bis zum Weihnachtsfest. Mitten auf diesem Weg dahin lädt uns der Chor mit seinen Partnern wieder ein, eine besinnliche, frohe Stunde beim Adventskonzert zu erleben.

Ich wünsche uns allen einen behüteten Weg durch die dunklen Tage und eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit!

Hendrik Finger 

AUF EIN WORT (IV/2011)

„Kinderlied“ von Wolfgang Borchert

Wo wohnt der liebe Gott?

Im Graben, im Graben!

Was macht er da?

Er bringt den Fischlein ’s schwimmen bei,

damit sie auch was haben.

Wo wohnt der liebe Gott?

Im Stalle, im Stalle!

Was macht er da?

Er bringt dem Kalb das Springen bei,

damit es niemals falle.

Wo wohnt der liebe Gott?

Im Fliederbusch am Rasen!

Was macht er da?

Er bringt ihm wohl das Duften bei,

für unsre Menschennasen.

Liebe Gemeindeglieder,

dieses „Kinderlied“ von Wolfgang Borchert fand ich beim Stöbern in einem Buch – völlig unerwartet. Wolfgang Borchert kenne ich – schon aus meiner Jugendzeit. Da war ich Mitte der 80er Jahre in Wernigerode im „Friedenskreis“. Dort haben wir uns mit Texten gegen den Krieg / für den Frieden beschäftigt. Oft kam da Wolfgang Borchert vor, der nach dem zweiten Weltkrieg zahlreiche Texte zu diesem Thema veröffentlichte. Schwere und gewichtige Texte waren das. Und nun begegnet mir so ein lockeres, fast fröhliches Kindergedicht von Wolfgang Borchert – so etwas hätte ich von ihm nicht erwartet. Das „Kinderlied“ hat schon auch einen ernsthaften Hintergrund: Denn es antwortet eindeutig auf die Frage: „Ist Gott unter uns?“ mit: „Ja.“Die letzte Strophe: „Wo wohnt der liebe Gott? Im Fliederbusch am Rasen! Was macht er da? Er bringt ihm wohl das Duften bei für unsere Menschennasen.“ stimmt mich auf Erntedank ein. Da duften sie, die Erntegaben, mit denen wir unsere Kirche schmücken. Zwei Seiten habe ich durch dieses „Kinderlied“ an Wolfgang Borchert entdeckt: die ernste, in der es um Krieg und Frieden, um Leben und Tod geht. Und dann die heiter gelassene Seite, die aus unserem kurzen Gedicht spricht. Die Fragen nach Leben und Tod werden in diesem Jahr auch zu Erntedank bewegen. Gott gebe uns (dennoch) die Gelassenheit und Kraft, in Anbetracht von Erntedank auf die Frage: „Ist Gott unter uns?“ mit „Ja“ zu antworten und uns an den Gaben und ihrem Duft zu freuen.

Ihr Sebastian Beutel