„Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ (Römer 12,21) „Einen guten Rutsch“ haben mir viele in den letzten Tagen gewünscht. Einen guten Rutsch? Über die Bedeutung dieses Wunsches macht sich wohl kaum einer Gedanken – schließlich rutscht man ja nicht in das neue Jahr. Umso schöner fand ich es dann, als ich von der Herkunft der Wendung gehört habe: Im Hebräischen heißt der Neujahrstag „rosch-ha-schana“ wörtlich „Anfang des Jahres“. So wünschten sich die Juden in Deutschland auf Jiddisch „`n gute rosch“; daraus wurde dann der „gute Rutsch“. Wir wünschen uns also nichts anderes als ein gutes neues Jahr! Gute Wünsche begleiten uns so auf dem Weg von einem Jahr in das andere. Der Beginn eines neuen Jahres ist wie eine Schwelle, über die wir gehen von einem Raum in den nächsten. Wie bei den großen Schwellen des Lebens wie etwa die Einschulung oder die Hochzeit ist der Übergang in das Neue mit Unsicherheit und Fragen verbunden: Wie wird es sein im neuen Raum, was gibt mir Halt und Orientierung? Darum wünschen wir uns gegenseitig Gutes für das neue Jahr. „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ So heißt die Jahreslosung für 2011. Auch sie soll uns Orientierung geben. Das „Böse“ – so Paulus, der diesen Satz im Römerbrief schreibt – ist nicht die schlechte Tat. Er hält das „Böse“ für eine Macht, die immer wieder nach uns greift. Es fällt nicht schwer, die Macht des „Bösen“ in unserer Welt zu sehen. Die Zerstörung der Umwelt, das Leiden von Tieren und Menschen, Hass und Gewalt im Großen wie im Kleinen, Neid und Missgunst – jeder könnte hier die Liste beliebig verlängern. „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ Dieser Satz möchte mir Orientierung geben, möchte mich einladen und auffordern: Wo es dir möglich ist, entziehe dich diesem „Bösen“. Paulus geht es nicht darum, die Welt zu verändern, sondern das Verhältnis zu meinen Mitmenschen gut zu gestalten und damit auch meine Beziehung zu Gott. Möge die Jahreslosung ein guter Begleiter durch die kommenden Monate für uns werden. Darum und in diesem Sinne: Guten Rutsch! Und: Gottes Segen für das neue Jahr.
Ihr Sebastian Beutel