Auf ein Wort (September – November 2021)

Liebe Leserinnen und Leser!

Der Herbst steht vor der Tür und damit die Zeit der Ernte. Erntedank! In diesem Jahr durfte ich die Großzügigkeit der Schöpfung Gottes aus nächster Nähe erleben. Wie der Garten grünt und blüht, wie das Unkraut wuchert, wie die Früchte reifen. Die wöchentliche Gemüsekiste vom nahegelegenen Bauernhof quillte zeitweise über und ich habe so viel neues Gemüse entdeckt und Gerichte gekocht, von denen ich nie etwas gehört hatte. Ich habe erlebt: kochen macht Spaß, gutes Essen bedeutet Lebensqualität. Im Gegensatz dazu stehen alle Arten von überteuerten Fastfood Restaurants, künstlich hergestellte Nahrungsmittel und Fertiggerichte, welche mit heißem Wasser und einmal umrühren in fünf Minuten fertig sind. Die Nahrungsmittelindustrie lässt sich immer wieder etwas einfallen, denn mit dem Hunger der Menschen lässt sich viel Geld verdienen. Dazu kommen die Belastungen für die Gesundheit und für die Umwelt, Verschwendung auf der einen, Knappheit und Hunger auf der anderen Seite, Preisdruck bei den Bauern durch große Konzerne. Irgendwie ist da was aus dem Gleichgewicht geraten. Im 2. Buch Mose wird von dem Volk Israel erzählt, das nach der Befreiung aus der ägyptischen Sklaverei in der Wüste wandert: Wie sollen so viele Menschen gesättigt werden, wo doch in der Wüste nichts wächst? Das Volk „murrt“ und ist bereit, zurück zu den „Fleischtöpfen Ägyptens“ zu kehren, denn dort gab es wenigstens was zu essen. Gott aber lässt sein Volk nicht im Stich. Im Morgentau findet es das „Himmelsbrot“ Manna, etwas Kleines, „Knuspriges, fein wie Reif“. Es ist kostbar und nahrhaft, lässt sich aber nicht lagern. Wenn jemand mehr Manna gesammelt hat als er braucht, so ist es am nächsten Tag faul. Gott entleert so die Gier der Menschen, sorgt für Nahrungsgerechtigkeit und sagt gleichzeitig: Sorgt euch nicht, denn ich sorge für euch. Ich erlebe immer wieder und bin dankbar darüber, dass Gott für mich sorgt. Und gerade aus dieser Dankbarkeit heraus sorge ich mich um Gleichgewicht und Gerechtigkeit, kaufe bewusst ein, möglichst einheimische Produkte. Ich möchte dazu beitragen, dass alle Menschen auf der Welt genügend zum Leben haben und gesund sind. Denn so hat es Gott von Anfang an gewollt. Dass dabei seine wunderbare Schöpfung erhalten bleibt, gehört selbstverständlich dazu.

Es grüßt Sie herzlich, Ihre Pfarrerin R. Arendt-Wolff