Liebe Gemeindeglieder!
Sagen Sie mal ehrlich:
Würden Sie sich taufen lassen?
Also mal vorausgesetzt, Sie wären bis jetzt nicht getauft, Ihre Eltern hätten Sie nicht taufen lassen, als Sie klein waren – würden Sie sich dann heute für eine Taufe entscheiden?
Natürlich: Nicht alle, die das lesen, sind getauft. Vielleicht gibt es bei Ihnen ja auch nur ein evangelisches Familienmitglied. Aber die meisten werden es doch sein – und vermutlich wurden auch davon noch die meisten als kleine Kinder, oft als Säuglinge getauft.
Die Frage freilich könnte sich ja auch denen noch mal stellen, die sich an Ihre Taufe erinnern können, als größere Kinder oder Jugendliche, gar als Erwachsene. Mal ehrlich: Würden Sie sich taufen lassen – heute, jetzt?
Wenn ja – dann würden Sie sich entscheiden dafür, zu einer Kirche zu gehören, zu einer Gemeinschaft von Menschen, die auf Jesus vertrauen, auf seinen Glauben an Gott, auf seine Liebe zu den Menschen.
Aber – muss ich mich taufen lassen, um dazu zu gehören? Kann ich nicht einfach so dazu gehören, als meine eigene, aber nicht so nach außen getragene Entscheidung?
Wenn ich mich taufen lasse, dann entscheide ich mich nicht nur für eine Gemeinschaft mit anderen Menschen, sondern auch für eine Gemeinschaft mit Gott. Ich bin ein Kind Gottes, sagen die einen – oder: Ich habe einen Platz am Tisch Gottes, bin eingeladen, gehöre dorthin oder: Ich habe einen Grund in meinem Leben, auf den ich vertraue und mein Leben hat eine Richtung, ich weiß wie und woraufhin ich leben will. Aber was ist, wenn dieses Vertrauen in den Hintergrund tritt, anderes meinen Alltag prägt, mich ganz andere Fragen beschäftigen oder wenn Zweifel den Glauben überwuchert?
Und: Wenn ich mich denn heute dafür entscheiden würde: Was müsste ich eigentlich wissen von diesem Glauben, um zu wissen, worauf ich mich einlasse? „Kann ich mich auch ‚enttaufen‘ lassen?“, fragte neulich ein Schüler.
Nein, die Taufe kann ich nicht rückgängig machen. Das klingt für uns sehr ungewöhnlich. Wir können sogar Beziehungen lösen, bei denen wir mal versprochen haben, dass wir für immer zusammenbleiben.
Und hier sollte das nicht gehen – wenn ich mich doch verändere, wenn ich es für einen Fehler halte?
Das mag manchen wie eine Drohung klingen – das wirst du nie wieder los, du bist festgelegt. Es kann aber auch eine Verheißung sein: Egal, wie weit du weg gehst, egal, wie lange du weg bist, wann immer du wiederkommst: dein Platz ist immer noch freigehalten für dich.
Es scheint also ernsthaft zu sein, wenn ich mich für die Taufe entscheide – und deshalb soll dies hier auch nur der Auftakt sein für eine ganze Reihe von Gedanken zur Taufe. Es geht weiter in den kommenden Gemeindebriefen – vielleicht ja auch mit Ihren Gedanken und Fragen dazu.
Über Rückmeldungen würde ich mich jedenfalls freuen.
Ihr Sebastian Beutel