Eigentlich wäre es überhaupt nicht verkehrt, das Frühjahr auch als Neujahr zu bezeichnen, denn wenn im Jahreslauf etwas neu beginnt, dann im Frühjahr. Die Natur um uns herum erwacht zu neuem Leben, einige Tiere beenden ihren Winterschlaf, auch wir Menschen spüren neue Kräfte, haben neue Ideen und wollen voller Lust wieder anpacken nach den vergangenen Wintertagen. Natürlich gibt es auch die Wintersportler, die gerade im Winter mit größter Munterkeit ihrem Hobby nachgehen. Der Lebensrhythmus des Menschen ist dem der Natur angeglichen, denn er ist halt Teil von ihr. Mit dem Beginn eines neuen Jahres keimt in uns immer wieder die Hoffnung, dass es in diesem Jahr besser wird als in dem, das hinter uns liegt. Da ist ein furchtbarer Krieg in Europa, der über ein Jahr anhält. Am 24. Februar des vergangenen Jahres hat Russland diesen Krieg gegen die Ukraine begonnen. In unseren Kirchen hielten wir Friedensgebete und versuchten zu begreifen, dass etwas geschehen ist, was nicht mehr zu unserer Lebenswirklichkeit gehörte. Nun ist seit einem Jahr Krieg in Europa und es besteht die Gefahr, dass man sich daran gewöhnt. Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass es doch ein paar kluge Köpfe gibt, denen die Knospen diplomatischen Handelns aufgehen. Wäre der Frühling, der neues Leben bringt, der Knospen aufspringen lässt, nicht die beste Zeit dafür? Auch in Kriegsgebieten werden auf den Wiesen Blumen erblühen, werden Obstbäume Blüten tragen und Tiere aus dem Winterschlaf erwachen. Warum sollten nicht die Herzen der Verantwortlichen wach werden? Ich bin dankbar, dass wir nur indirekt von den schrecklichen Ereignissen betroffen sind, doch dies gibt uns nicht das Recht, es als Selbstverständlichkeit hinzunehmen. In jedem Gottesdienst, in jeder gemeindlichen Veranstaltung wollen wir uns dessen bewusst werden und für den Frieden in der Welt und in unseren Herzen bitten. Eine neue Form, zu der wir ab diesem Jahr einladen wollen, ist eine Taizéandacht mit unserem Kirchenchor. Erstmals wollen wir sie am 22. Mai feiern. Taizé ist ein kleiner Ort in Frankreich (Burgund), der durch die ökumenische Gemeinschaft von Taizé (Communauté de Taizé) bekannt geworden ist. Die Kommunität, gegründet von Frère (Bruder) Roger Schutz, siedelte sich 1949 in dem Ort an. Sie zieht jedes Jahr tausende, meist junge Menschen aus aller Welt an. Ausgehend von der Gemeinschaft gibt es viele schöne gesungene Gebete, die sogenannten Taize-Gesänge. Sie werden an diesen Abenden in unserer Kirche im Mittelpunkt stehen. Wie in jedem Jahr gehört das Osterwochenende mit seinen Gottesdiensten zu unseren Höhepunkten im Frühjahr. Am Karfreitag feiern wir um 9.30 Uhr Abendmahlsgottesdienst, am Karsamstag beginnen wir um 23.15 Uhr mit der Osternacht, der am Ostersonntag wiederum 9.30 Uhr der Ostergottesdienst folgt. Ich wünsche uns allen, dass der Frieden in der Welt zurückkehrt, wo Krieg herrscht und dass wir bewahrt bleiben in SEINER Liebe!
Hendrik Finger