Auf ein Wort (Dezember 2021 – Februar 2022)

Liebe Leserinnen und Leser!

Wir kennen die Szene aus dem Krippenspiel, als Maria und Josef bei der Herberge anklopfen. Alles Bitten und Flehen Josefs und auch der Hinweis auf die fortgeschrittene Schwangerschaft der Maria nutzen nichts. Sie werden abgewiesen, „denn es war kein Platz in der Herberge“. Wenn die Zeit gekommen ist, dass ein Kind auf die Welt kommen soll – da ist es nicht wählerisch. Das Leben drängt sich auf und ist nicht aufzuhalten. Jesus ist in einem Stall geboren und eine Futterkrippe war seine Wiege. Das war der Plan Gottes, der für alle Abgewiesenen und Ausgeschlossenen gekommen ist und gesagt hat: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen“. Gottes Plan ist, durch Jesus zu zeigen, dass bei ihm alle Menschen willkommen sind, insbesondere die Hungrigen und Durstigen, dass sie satt werden; die Mühseligen und Beladenen, dass sie erquickt werden; die in Schuld verstrickten, dass sie einen Neuanfang haben. Abgewiesen oder Aufgenommen werden kann entscheiden zwischen Leben und Tod. Zurzeit erleben wir, dass Menschen an der Grenze Europas zum Spielball der Mächtigen werden und dort hungrig in der Kälte ausharren müssen. Kommen weder vorwärts noch zurück, sie finden keine Herberge… Seit Menschengedenken scheint sich immer wieder die Geschichte zu wiederholen. Jesus, seit seiner Geburt selbst der Willkür der Mächtigen ausgeliefert, hat niemanden abgewiesen: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen“. Jesus ist gekommen, den Kreislauf von Gewalt, Schuld und Ungerechtigkeit zu durchbrechen. Mit Jesus drängt sich das Leben auf. Leben in Fülle – für alle. Das hat er mit seinen Worten verkündet und mit seinem Leben gezeigt. So durften Mütter mit ihren Kindern zu ihm, obwohl seine Jünger das verhindern wollten. Beim unehrlichen Zöllner sitzt er zu Tisch und berührt ihn, so dass er seine Fehler wieder gut macht. Der Vater öffnet Haus und Herz für den Sohn, der verloren war. Türen zu öffnen, Herberge zu sein und zu bieten ist göttlich. Und wir können es auch.

Es grüßt Sie herzlich Ihre Pfarrerin R. Arendt-Wolff