Auf ein Wort (IV-2018)

Monatsspruch Oktober: „Herr, all mein Sehnen liegt vor dir, mein Seufzen ist dir nicht verborgen.“ Psalm 38, 10
Liebe Sehnende, wann haben Sie zum letzten Mal geseufzt? War jemand dabei, oder waren Sie allein? Wie klingt ein Seufzen? Wenn Sie jetzt allein sind: seufzen Sie doch mal. Beim Seufzen geht der Ton von oben nach unten. Von irgendwo in Kopfhöhe hinunter zum Boden. Am Boden war auch König David, als er den Psalm komponierte und betete, in dem unser Monatsspruch steht. Es gibt Tage, die uns zu Boden drücken. Wenn wir einen Fehler gemacht haben. Wenn wir merken, was wir nicht (mehr) können. Es gibt Tage, die uns über den Kopf wachsen. Wenn wir es nicht schaffen. Wenn alles zu viel wird. Seufz. Im 8. Kapitel des Römerbriefes lesen wir: auch die Schöpfung seufzt. Worüber? Über die letzten Monate der Trockenheit? Über uns – als wolle sie sagen: „Mensch, komm doch endlich auf den Boden“ ? Die Schöpfung(sgeschichte) in der Bibel sagt uns zwei Wahrheiten, die sich auf den ersten Blick zu widersprechen scheinen: a) Wir Menschen sind als Ebenbilder Gottes geschaffen. b) Wir Menschen sind aus Staub geschaffen. Lassen Sie uns mit einem Seufzen diese beiden Wahrheiten aus Kopfhöhe auf den Boden neben uns legen, und zwar an die richtige Stelle: Zu den Tagen, die uns zu Boden drücken, gehört die Wahrheit, dass wir Gottes Ebenbilder sind. Wir sind unendlich viel wert. Wir können alles, wenn wir im Einklang mit Gott / mit dem Leben sind. Zu den Tagen, die uns über den Kopf wachsen, gehört die Wahrheit, dass wir Staub sind. Wir sind nicht Gott, sondern sehr begrenzt. Scheitern gehört zu unserem Staub-Leben. Davon geht die Schöpfung nicht unter. Wir können diesen Monatsspruch beten. Und wir können uns mit der Schöpfung vertragen – nicht aus schlechtem Gewissen heraus, sondern aus Freude und Dankbarkeit heraus. Dafür ist das Erntedankfest eine gute Gelegenheit. Also: Herzlich willkommen am 14. Oktober in der Fichte!
Ihr Sebastian Beutel