Auf ein Wort (I-2018)

„Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“
Dieser Vers steht über dem neuen Jahr. Er ist dem letzten Buch der Bibel entnommen: der Offenbarung des Johannes. In dieser Schrift beschreibt Johannes seine großartige Vision vom Ende der Zeit, von dem was kommen wird, aber noch nicht ist. Noch wischt Gott nicht alle Tränen ab, wie es wenige Verse vor der Jahreslosung verheißen wird, noch ist der Tod nicht am Ende, noch wird nicht jede Sehnsucht – so übersetze ich für mich das Wort „Durst“ – gestillt. Als Christ lebe ich in der Hoffnung und der Erwartung, dass Gott seine Versprechen erfüllen wird. Doch der Glaube ist keine Vertröstung auf den „St. Nimmerleins-Tag“. Die Jahreslosung ist hineingesagt in unsere Zeit: für das Jahr 2018. Gott möchte dem Durstigen jetzt geben von der Quelle des lebendigen Wassers. Obwohl mancher Durst heute ungestillt bleibt, lässt Gott uns nicht auf dem Trockenen sitzen. Quellen seines lebendigen Wassers sprudeln schon heute. Ich lade Sie ein, sich auf die Suche zu machen. Dafür brauchen Sie offene Augen und Herzen – und ein wenig Zeit. Schauen Sie sich um: Eine Quelle lebendigen Wassers können Sie in den Menschen finden, mit denen Sie leben, können Sie entdecken im gemeinsamen Lachen und Weinen, im Zuhören und in der gegenseitigen Hilfe. Und: Sie können eine Quelle finden, in der Sie vielleicht schon vor langer Zeit ein Bad genommen haben. Ich spreche von der Taufe. Die Taufe, in der Gott Sie als sein geliebtes Kind aufgenommen hat. Sie sind schon jetzt bei ihm geborgen – und er ist in Ihnen. Er ist die Quelle in Ihnen, aus der Sie schon jetzt leben. Sie spüren davon so wenig? Eine Quelle kann manchmal verstopft werden, scheinbar versiegen. In der Natur kann dies durch abgefallene Blätter oder durch einen Erdrutsch geschehen. Im menschlichen Leben ist das nicht anders. Die Quelle Gottes in mir kann verstopfen durch einen Erdrutsch persönlicher Schicksalsschläge oder durch das Geröll von Sorgen und Belastungen. Doch seien Sie getrost: Wie sich Wasser immer wieder einen Weg bahnt, so findet Gott auch immer wieder einen Weg zu uns. Eine Gewissheit, die mich gestärkt in das neue Jahr gehen lässt.
Ihr Sebastian Beutel