Liebe Gemeindeglieder!
Du kannst nie tiefer fallen als in Gottes Hand“. Manchmal ist dieser Satz eine fromme Floskel, manchmal von tiefer innerer Erfahrung geprägt. In verschiedenen Liedern ist er verarbeitet.
„Du kannst nie tiefer fallen als in Gottes Hand“ – gelegentlich wird das einfach so dahingesagt. Und der, der einen anderen damit trösten will, der weiß vielleicht gar nicht, wie tief sein Gesprächspartner gefallen ist, wie es wirklich in ihm aussieht. Margot Käßmann hat diesen Satz für sich in Anspruch genommen, als Sie damals vom Bischofsamt und vom Amt der EKD-Ratsvorsitzenden zurück
getreten ist. Ihr nehme ich diesen Satz als tiefgehende Erfahrung ab. „Du kannst nie tiefer fallen ….“ – Wir waren Mitte Juni mit einer Konfirmandengruppe im Erlebniswald in Ilsenburg. Dort gibt es im Ilsetal im Wald verschiedene Kletterstrecken zwischen Bäumen. Mal ist man nur 1,50 Meter über dem Erdboden, mal 6 Meter hoch. Immer durch Seile gesichert gilt es, unterschiedlich schwierige Strecken
zu bewältigen. Und zwischendurch sind bestimmte Abschnitte nur an einer Seilrolle zu überbrücken.
Mut ist hier gefragt und Kraft. Vertrauen ebenso. Und immer die Frage im Hinterkopf: Traue ich mir das zu oder nicht? Nicht alle Konfirmanden haben alle Strecken komplett bewältigt. Einige mussten sich „retten“ lassen, weil sie sich nicht mehr weitergetraut haben. Auch das ist eine gute Erfahrung: erkennen, wo die eigenen Grenzen liegen und dann lieber einen Versuch abbrechen, als die eigenen Grenzen nicht anzunehmen. Alle Konfirmanden haben an irgendeiner Stelle so einen Seilrollen-
Abschnitt bewältigt. Man steht auf einem Baum auf einer Plattform und hängt seine Seilrolle in einen Draht ein. Und dann heißt es: loslassen. Nichts mehr unter den Füßen, was Halt gibt. Die Hände halten sich fest an dem Gurt, mit dem man gesichert ist. Und dann die Erfahrung: Du überwindest dich, lässt dich fallen – und es geht gut. Für mich war es eine besondere Erfahrung, diese Aussage: „Du kannst
nie tiefer fallen ….“ im übertragenen Sinne zu erleben. Immer braucht es dies: Mut, das Ungewohnte anzugehen; Zuversicht, Kraft und Vertrauen.
„Du kannst nicht tiefer fallen als in Gottes Hand“.
Das größte an diesem Satz ist es, wenn aus dem „Du“ am Beginn ein „Ich kann nicht tiefer fallen als in Gottes Hand“ wird.
Ihr Sebastian Beutel