Liebe Leser,
Sie sind heute Morgen aufgeweckt worden. Sanft oder unsanft. Durch den Wecker, das Tageslicht oder durch Ihre Frau, Ihren Mann, Ihre Mutter. Sie sind aufgeweckt worden, und alles ist dasselbe geblieben. Sie sind aufgestanden und haben sich nicht verändert. „Aufwecken“ und „Aufstehen“ – zwei Worte aus unserem Alltag. Die Jünger Jesu haben diese beiden Worte benutzt, um etwas zu beschreiben, wofür sie keine Worte hatten. Sie bekennen: „Jesus ist auferweckt worden, er ist auferstanden“, und wissen dabei zugleich: „Diese Worte passen eigentlich nicht.“ Denn „Jesus ist auferweckt worden“, das heißt ja nicht, dass ein Schlafender wieder wach geworden ist. Und gemeint ist auch nicht: „Der gekreuzigte Jesus ist wiederbelebt worden!“ Denn wo alles tot und erstorben ist, da kann man nichts wiederbeleben und aufwecken. So meint „Auferstehung, Auferweckung“ nicht Rückkehr eines Toten in dieses Leben, sondern Eintritt aus dem Tod in ein neues Leben. Gott schenkt Jesus an Ostern solch ein neues Leben.
Wie so etwas möglich ist? Ich weiß es nicht. Die Antwort auf diese Frage überlasse ich getrost Gott. Was Sie davon haben? Einmal will Jesus Christus kein Einzelgänger sein, sondern Sie und mich mitnehmen durch den Tod hindurch, den Weg, den er gegangen ist. Und zum anderen heißt Ostern eben nicht nur: „Es gibt ein Leben nach dem Tod!“ Das klingt ja wie eine Vertröstung. Nein, Ostern heißt auch und vor allem: Das Leben jetzt wird neu, wird frei von Schuld und Angst.
Ihr Sebastian Beutel