Auf ein Wort (2-2025)

Liebe Leserinnen und Leser!

Ein Mensch, in gebückter Haltung, trägt eine große Last auf den Schultern. Das Kreuz, das er trägt, bildet einen Weg, auf dem ein anderer Mensch geht. Das Ganze – der Mensch auf dem Weg, das Kreuz und der, der alles trägt – ist umhüllt von einer Kugel: eiförmig, wie ein Osterei, eiförmig aber auch wie die Welt, die vom Kreuz erfasst wird… Es ist die ganze Botschaft von Ostern, in einem kleinen Bild zusammengefasst. Das Kreuz bildet den Weg, auf dem ich gehen kann. Durch das Kreuz ebnet uns Gott den Weg, stellt uns an den Anfang eines neuen Weges. Ermutigt uns immer wieder, den alten Weg hinter uns zu lassen, auf dem wir uns selbst und andere Menschen unglücklich gemacht haben. Gott nimmt mich an auch dort, wo mich die Menschen schon längst im Stich gelassen haben. Aber womit habe ich diese neue Chance, dieses neue Leben verdient? Bin ich denn nicht viel zu gering als dass Gott selbst Mensch wird, sich in gebückte Haltung begibt, das Kreuz auf sich nimmt und mich frei macht von dem, was mich belastet? Und hätte er nicht schon allein mit meinen Verfehlungen genug zu tun, so trägt er auch noch die der ganzen Welt! Die Antwort darauf finde ich im Glauben: Mit meinem Verdienst hat das alles nichts zu tun. Ich zahle keinen Preis für die unergründliche Freiheit, die Gott mir schenkt. Es ist ein Geschenk! Es ist Gnade! Einzig der Glaube – meine Hingabe – ist mein Anteil, meine Antwort auf seine Gabe. Durch den Glauben nehme ich das wunderbare Geschenk Gottes an. Im Glauben wird mir zuteil, was Gott mir und allen Menschen aus Liebe zukommen lässt. Gott stellt unsere Füße auf weiten Raum. Dieser Raum ist die Welt, in der wir leben, die Welt, die Gott liebt mit all seinen Kreaturen. Unsere Lebenswelt mit all den Problemen und Konflikten um uns herum. Sie ist der Ort, wo er jeden von uns hinstellt, um durch uns zu wirken. Dass wir miteinander versöhnt sind und Frieden finden. Damit alle Menschen Leben in Fülle haben. Ostern heißt: Gott lässt uns und seine Welt nicht allein. So heißt es in dem Lied EG 409 „Gott liebt diese Welt, und wir sind sein eigen. Wohin er uns stellt sollen wir es zeigen: Gott liebt diese Welt.“

Gesegnete Ostern wünscht Ihre Pfarrerin Roseli Arendt-Wolff