Liebe Leserinnen und Leser!
Wenn ich die Mitte eines Ortes suche, schaue ich zuerst nach dem Kirchturm, denn im Herzen unserer Orte und Städte, meistens von Weitem schon sichtbar, stehen unsere Kirchen. Wie ein Fingerzeig Gottes ragen Kirchtürme empor, kennzeichnen unsere Landschaften und geben Orientierung. Ein beruhigendes, ein vertrautes Gefühl löst dieser Anblick in mir aus. Denn überall, wo es Kirchtürme gibt, gibt es Menschen, die sich umeinander kümmern, die füreinander da sind, die in Wort und Tat die frohe Botschaft von Jesus Christus in die Welt bringen.
Überall, wo es Kirchen gibt, gibt es Menschen, die um des Wortes Gottes Willen das Beste suchen. Dazu lädt uns der Monatsspruch für Oktober ein: „Suchet der Stadt Bestes und betet für sie zum HERRN, denn wenn es ihr wohlgeht, so geht es auch euch wohl“ (Jer 29,7).
Wenn der Papst in Rom den Segen „Urbi et Orbi“ spricht, so sind damit Stadt und Erdkreis gemeint. Genauso ist es gemeint, wenn wir „der Stadt Bestes“ suchen: wir beten nicht nur dafür, dass es uns und unseren Orten gut gehen möge, sondern für die ganze Welt, für den ganzen Erdkreis, für alle Kreaturen. Wir vertrauen uns Gott an, zusammen mit der ganzen Schöpfung.
Insbesondere an Erntedank wird dieser Gedanke wichtig. Wir danken Gott für die Gaben seiner Schöpfung und gedenken auch derer, die Mangel leiden. Das Sammeln und Weitergeben der Erntedankgaben im Zusammenhang mit dem Gottesdienst steht dafür, dass wir „der Stadt Bestes“ suchen, denn wir wissen: nur wenn es allen Menschen gut geht, kann es auch uns wirklich gut gehen. Dabei werden wir daran erinnert, dass wir alle Teil eines Großen und Ganzen sind, angewiesen auf das, was uns die Erde – und somit Gott – zum Leben schenkt.
Ein Lied im Gesangbuch erinnert auch an die Verantwortung, die damit verbunden ist: „Hilf, dass wir dies Gut der Erden treu verwalten immerfort. Alles soll geheiligt werden durch Gebet und Gottes Wort. Alles, was wir Gutes wirken, ist gesät in deinen Schoß, und du wirst die Ernte senden unaussprechlich reich und groß.“ (EG 512,6)
Mit herzlichen Grüßen
Ihre Pfarrerin Roseli Arendt-Wolff