Liebe Leser, Am 29. Juni ist der „Tag der Apostel Petrus und Paulus“. Dazu folgende Geschichte: „Einst, so heißt es, wollte der Heilige Apostel Paulus mal wieder nach den Menschen sehen auf Erden: ob die Menschenkinder recht die Herrlichkeit des Himmels verkündigt, mehr aber noch interessierte ihn, ob sie auch den Pforten der Hölle gewehrt. Also ging Paulus zu Petrus und sprach davon, so einfach auf Erden zu wandeln. Gut, sprach Petrus, aber nicht allein. Man weiß doch nie. Also nimm den Heiligen Suitbert mit. So gingen die beiden miteinander und kamen an auf Erden. Am Straßenrand saß weinend ein kleines Mädchen. Paulus setzte sich zu ihr, trocknete ihr die Tränen mit seinem schönen weißen weichen Gewand, suchte mit ihr nach einem kleinen silbernen Fingerhut, den sie endlich in einem Gulliloch auch fanden. Einem alten Mann hackte Paulus Holz, einer alten Frau trug er die schwere Tasche, einem gestürzten Jungen verband er das blutige Knie, einem Obdachlosen kochte er Essen … Am Abend kehrten die beiden etwas abgekämpft in den Himmel zurück. An der Pforte empfing sie Petrus. Sah auf Paulus. Sah auf Suitbert. Sah auf Paulus. Dessen weißes weiches himmlisches Gewand war beschmutzt, eingerissen gar, blutig. Und du, Suitbert, sagte Petrus, warst du nicht mit unterwegs auf der Erde? Dein Gewand ist so weiß und rein, wie zuvor? Ja, sagte Suitbert, ich habe mich nicht eingemischt in die Geschichten auf Erden. Ich wollte meine mir vom Himmel gegebene Reinheit bewahren. Petrus schwieg lange – und beide standen vor ihm. Dann sprach Petrus, langsam, eindrücklich, gut zu hören im Himmel und auf Erden: Du, Paulus, hast dich eingemischt und hast dich dadurch eingeschrieben in die Herzen der Menschen. Deshalb wirst du zwei Tage im Kalender der Heiligen bekommen: den Tag deiner Bekehrung: am 25. Januar. Und – was nicht wenig ist! – einen Tag mit mir, am 29. Juni! „Peter und Paul“ wird dieser Tag nunmehr heißen. Und du, Suitbert, weil du deine Reinheit bewahrt hast auf Erden, wirst auch einen Tag im Heiligenkalender bekommen: alle vier Jahre, den 29. Februar. Denn, so sprach Petrus: es ist nicht nur Not, die Herrlichkeit des Himmels zu verkünden auf Erden, nein: den Pforten der Hölle muss auch gewehrt werden – und dabei bleibt es nicht aus, dass man sich hin und wieder schmutzig macht.“
Ihr Sebastian Beutel